Dietrich Schüller
Block: Digitalisierung und Langzeitarchivierung
Location: Hörsaal A2
Time: Friday, 14.9.2012, 09:30-10:00
Audiovisuelle Datenträger – Fotografien, Film, Audio- und Videoträger – sind verletzlich und zumeist instabiler als traditionelle Dokumententräger, etwa säurefreies Papier. Eine besondere Bedrohung ergibt sich aber darüber hinaus für Audio und Videoträger durch den raschen Format und Technologiewandel, der oft gar nicht so alte, und durchaus noch gut erhaltene Datenträger zu unbrauchbaren Waisen werden lässt, weil sich die Industrie aus der Geräte- und Ersatzteilproduktion für technisch überholte Formate rasch zurückzieht.
Diese Gefahr wurde schon um 1990 erkannt, was zu einen Paradigmenwechsel der Archivstrategie führte: Die – letztlich aussichtslose – Bewahrung der Originale wurde zugunsten der Bewahrung der Inhalte durch Extraktion von ihren ursprünglichen Trägern, Digitalisierung, und durch fortgesetzte verlustlose Migration von einer Bewahrungsplattform zu nächsten aufgegeben. Dieses in den 1990er Jahren für Audio entwickelte und bewährte Prinzip gilt mittlerweile auch für Video und wird in letzter Zeit auch in der Filmarchivierung eingeführt.
Der Vortrag beschreibt kurz die Standards und Herausforderungen der digitalen Audio- und Videoarchivierung und konzentriert sich auch auf Strategien, die Institutionen mit kleinen, an sich subkritischen Massen an audiovisuellen Beständen verfolgen sollten.
Dietrich Schüller war bis 2008 Direktor des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und ist weiterhin aktiv in die Entwicklung audiovisueller Archivstandards eingebunden.