ODOK - Österreichisches Online-Informationstreffen und Österreichischer Dokumentartag
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Thomas Hartmann

Über das Urheberrecht in Taka‐Tuka‐Land

Block: Wert des Wissenszugangs - Urheberrecht
Location: Audimax
Time: Wednesday, 12.9.2012, 14:30-15:00

Abstract

Die Piratenpartei entert in Deutschland die Parlamente. Programmatisch werden Piratinnen und Piraten vor allem mit der Abschaffung des Urheberrechts in Verbindung gebracht. Der Beitrag beleuchtet die wesentlichen urheberrechtlichen Forderungen der Piratenpartei und ordnet diese ein: Wären wissenschaftliche Autorinnen und Autoren rechtelos unter der Piratenflagge? Welche Veränderungen kämen auf Bibliotheken und andere Infrastrukturanbieter zu, wenn die Piraten am Steuerrad drehen würden? Die Nutzerinnen und Nutzer schließlich: Würden sie sich rundum freuen können in einem Taka‐Tuka‐Land? Oder hätten langfristig unter dem Piratenkurs kulturelle Vielfalt, kreatives Schaffen und Wissensgüter keine Zukunft mehr?

Hintergrund: Die Debatte um ein ausgewogenes Urheberrecht wird erbittert geführt: Künstlerinnen, Küntsler und Kreative sehen massenhafte Raubkopien und entlegene Tauschbörsen als Bedrohung ihrer Schaffensgrundlage. Unterstützt werden sie von der Verlagswelt, der Musik‐ und Filmindustrie, die Kampagnen gegen die Missachtung geistiger Leistung und eine Gratismentalität im Netz starten. Auf der anderen Seite empfinden viele InternetnutzerInnen den Urheberschutz im Netz sowie die Verknappung und Kommerzialisierung von Information und Wissen als Zumutung. Auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende, Lehrende, Schülerinnen, Schüler und andere aus dem weiteren Wissensdiskurs bewegen sich mit ihren digitalen Arbeits‐ und Kommunikationsformen oftmals auf rechtlich zumindest wackeligem Boden, mitunter schrecken Hochschulen, Schulen und Bibliotheken in Sorge vor Urheberrechtsverletzungen davor zurück, elektronische Angebote im Bereich von E‐Learning oder E‐Science einzuführen bzw. auszuweiten. Gleichwohl ist bei der Anpassung des Urheberrechts an die Internettechnologie in Deutschland, Österreich und der Europäischen Union seit Jahren Stillstand zu verzeichnen.

Die Piratenpartei scheint die Debatte neu anzustoßen. Sie polarisiert dabei und das obwohl eine urheberrechtliche Programmatik bislang fehlt. Erst am 21. Mai 2012 legte die Piratenpartei einen Entwurf »Die zehn wichtigsten Punkte einer Urheberrechtsreform« vor. Der Beitrag untersucht, wie revolutionär die urheberrechtlichen Vorstellungen der Piratenpartei tatsächlich ausfallen und welche Wirkungen sie auf Urheberinnen und Urheber, Nutzerinnen und Nutzer, Bibliotheken, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen entfalten könnten.

Short biography of Thomas Hartmann

Thomas Hartmann ist Dissertant an der Universität Wien und am Institut für Bibliotheks‐ und Informationswissenschaft der Humboldt‐Universität zu Berlin. Momentan forscht er zu Urheberrecht und E‐Science am Max‐Planck‐Institut für Immaterialgüter‐ und Wettbewerbsrecht (MPI IP) und an der Max Planck Digital Library (MPDL) in München. Nach Studium der Rechts‐ und Wirtschaftswissenschaften sowie der Rechtsinformatik spezialisierte er sich auf Informationsrecht und Datenschutz, außerdem ist er Gründungsmitglied des European Network for Copyright in support of Education and Science e.V. (ENCES). In den Jahren 2008 und 2009 arbeitete er in Wien zunächst beim Zentralbereich Recht des Vereins für Konsumenteninformation (VKI), dann für die Datenschutzkommission im Bundeskanzleramt.

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