30. Österreichischer Bibliothekartag: The Ne(x)t Generation – das Angebot der Bibliotheken

Rafael Ball

Das Messen des Unwägbaren – Bibliometrie in den Natur- und Geisteswissenschaften

Ort: Saal 1a
Zeit: Donnerstag, 17.9.2009, 09:30-10:00

Abstract

Der Wunsch von Entscheidungsträgern in Wissenschaft und Politik nach Quantifizierung von Wissenschaftsleistungen ist ungebrochen. Dabei entsteht sehr schnell ein Dilemma zwischen dem Wunsch, wissenschaftliche Leistung nachzuweisen, und der Schwierigkeit, geeignete Maßgrößen zu definieren. Eine Größe etwa ist die Menge und die Wahrnehmung des wissenschaftlichen Outputs. Für das STM-Segment gibt es heute relativ belastbare Indikatoren für die Messung des Publikationsoutputs und seiner Wahrnehmung. Allerdings basieren diese Daten im Wesentlichen auf einer Sammlung, die seit 1955 konsequent betrieben wird. Für die Geistes- und Sozialwissenschaften steht dem allenfalls eine rudimentäre Datenbasis gegenüber.

Nur allzu vorschnell proklamieren deshalb die Apologeten der Bibliometrie die generelle Messbarkeit des Wissenschaftsoutputs. Dabei wird allzu leicht übersehen, dass einer großen Menge von Publikationen aus Naturwissenschaft und Technik eine riesige Menge wissenschaftlicher Literatur der Geistes- und Sozialwissenschaften gegenübersteht, die datentechnisch nicht erfasst und deren Wahrnehmung damit auch nicht messbar ist. Ein Rektor oder Präsident einer Volluniversität ist deshalb schnell am Ende von Evaluationswünschen angelangt, wenn Fächer wie Theologie, Sprachwissenschaft, Archäologie, Rechtswissenschaft oder Betriebswissenschaft bibliometrisch vermessen werden sollen. Hastig aufgestellte Indikatoren, die sich am Rahmenmaß der Naturwissenschaften orientieren, helfen den Geisteswissenschaften kaum, da neben der fehlenden Datenbasis auch die Besonderheiten der jeweiligen Publikationskulturen berücksichtig werden müssen. Der Beitrag zeigt Möglichkeiten und Grenzen der bibliometrischen Vermessung der Wissenschaftskommunikation am Beispiel verschiedener Disziplinen auf und erläutert die Position von Bibliotheken für die Wissenschaftsevaluation.

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