30. Österreichischer Bibliothekartag: The Ne(x)t Generation – das Angebot der Bibliotheken

Thomas Csanady

Brevier oder Stundenbuch? Über frühe Formen von Stundenbüchern (Ende 12. / Anfang 13. Jh.) an der Universitätsbibliothek Graz

Ort: Saal 4
Zeit: Mittwoch, 16.9.2009, 09:30-10:00

Abstract

Das Stundenbuch (Horarium, Livre d’Heures, Book of Hours) gilt als das persönliche Andachtsbuch für Laien beiderlei Geschlechts, welches den offiziellen Gebetbüchern der Kirche nachempfunden war und sowohl liturgische als auch Elemente privater Frömmigkeit in sich vereinen konnte. Seine Berühmtheit erlangte es durch die in vielen Fällen herausragende künstlerische Ausstattung. Der vorgelegte Beitrag soll jedoch nicht die Miniaturmalerei, sondern die in einigen Handschriften der Universitätsbibliothek Graz vorkommende textliche Situation beleuchten.

Zweierlei Textelemente sind für Stundenbücher von Bedeutung: liturgische und nichtliturgische. Für den ersten Bereich lassen sich anführen: Kalendar, Marienoffizium, die sieben Bußpsalmen, Allerheiligenlitanei, Totenoffizium, Suffragien, Evangelienperikopen, Passionsberichte, die Gradualpsalmen, das Psalterium minor sowie gewisse Zusatzoffizien. Als nichtliturgische Elemente gelten verschiedene Marien-, Kommunion- und Passionsgebete und Texte katechetischen Charakters.

Einige Codices der Universitätsbibliothek Graz, die der Gruppe der sogenannten Seckauer Chorfrauenbreviere angehören (Mss. 832, 1119, 1202, 1244, 1257, 1580 sowie Teile der Mss. 763, 778, 864 und 1646), enthalten gehäuft Textelemente beider Gattungen (liturgisch und nichtliturgisch) und geben Anlass zur Vermutung, dass es sich hier nicht um Brevierhandschriften, sondern um frühe Formen von Stundenbüchern handelt.

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