Die Spielzeuge des Managements: Evaluationen, Rankings, Benchmarks...

Roswitha Poll

Stand der Leistungs- und Wirkungsmessung im Bibliothekswesen

Ort: Universitätsbibliothek Wien, kleiner Lesesaal
Zeit: Donnerstag, 9.9.2010, 12:00-13:00

Abstract

Der Vortrag gibt einen Überblick über Qualitätskriterien für Bibliotheken und zeigt Methoden zur Evaluierung und Messung der Qualität von Bibliotheksleistungen.

Seit mehreren Jahrzehnten haben die Bibliotheken Methoden zur Bewertung ihrer Dienste entwickelt. Kriterien für Qualität sind dabei z. B. Nutzerorientierung, Verlässlichkeit, Schnelligkeit oder Kosteneffizienz. Die entwickelten und getesteten Qualitäts- oder Leistungsindikatoren sind seit längerem auch in Handbüchern beschrieben und in Normen der ISO (International Organisation of Standardisation) festgelegt. Relevante internationale Normen oder Fachberichte für dies Thema sind:

• ISO 2789 (2006), International library statistics
  Die zentrale Norm für statistische Daten in Bibliotheken; sie wird derzeit revidiert.
• ISO 11620 (2008), Library performance indicators
  Die Norm kombiniert Daten zu Leistungsindikatoren. Eine Revision ist vorgesehen.
• ISO Technical Report 28118 (2009), Performance indicators for national libraries
  Der Bericht beschreibt Leistungsindikatoren speziell für Nationalbibliotheken.
• ISO Technical Report 14873 (in Entstehung), Statistics and quality issues for web archiving
  Der Bericht beschreibt Statistiken und Qualitätsindikatoren für die neue Aufgabe der Web-Archivierung.

Während Leistungsindikatoren zunächst in einzelnen Bibliotheken angewendet wurden, sind es heute eher Gruppen von Bibliotheken, die auf regionaler oder nationaler Basis bestimmte Indikatoren gemeinsam anwenden, z. B. im BIX. Damit wird Benchmarking zwischen Bibliotheken möglich.

Die aufgeführten Normen und Berichte zeigen Methoden, um die Quantität wie die Qualität von Bibliotheksdiensten zu ermitteln. Die derzeitige Diskussion geht aber weiter und verlangt Beweise für den Nutzen, den Bibliotheken und ihre Dienste für den einzelnen Benutzer wie die Gesellschaft im Allgemeinen bringen. Verschiedenste Projekte weltweit versuchen, den positiven Einfluss von Bibliothekbenutzung auf den Erfolg in Beruf oder Studium, auf Informationskompetenz oder sogar auf die Lebensqualität haben können. Die Methoden der Wirkungsforschung sind dabei häufig den Sozialwissenschaften entnommen.

Der Vortrag zeigt den derzeitigen Stand der Leistungs- und Wirkungsermittlung und erläutert, wie und wo international Konsens erzielt werden konnte zu Definitionen und Methoden und ggf. gemeinsamem Vorgehen der Bibliotheken.

Kurzbiographie von Roswitha Poll

Dr. Roswitha Poll leitet das Komitee »Quality – Statistics and performance evaluation« und die Arbeitsgruppen »International library statistics« und »Statistics for library buildings« der ISO sowie das entsprechende Gremium im deutschen Normenausschuss für Bibliotheks- und Dokumentationswesen.

Sie war bis März 1994 Direktorin der Universitäts- und Landesbibliothek Münster und arbeitet heute in Projekten zu Management und Statistik des Bibliotheks- und Informationswesens.

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