Hans Tuppy

Kindheit und Gymnasium

Vater Karl Tuppy

Vater Karl Tuppy

 

Hans Tuppy wurde am 22. Juli 1924 in Wien geboren. Tuppys Eltern kamen aus dem heutigen Tschechien; der Vater aus Brünn, die Mutter aus Prag. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten fand seine glückliche Kindheit ein jähes Ende. Sein Vater Karl Tuppy, er war als 1. Staatsanwalt Ankläger im Prozess gegen die Dollfußmörder, wurde am 18. März 1938 verhaftet und am 14. November 1939 im KZ Sachsenhausen ermordet.

Tuppy: "Ich war ab 14 Jahren gewohnt, auf jedes Wort zu achten!"

Tuppys Eltern förderten sein Interesse an der Natur mit viel Verständnis, z.B. mit Büchern von Römpp oder von Karl von Frisch. Hans Tirring und der Elektropathologe Stefan Jellinek waren Freunde der Familie und "Vorbildgestalten". Schon als Mittelschüler besuchte Tuppy Vorlesungen für medizinische Chemie. Er maturierte 1942.

Studium, Krieg

Studienbuch

Studienbuch

Beurteilung der Dissertation

Beurteilung der
Dissertation

Im Krieg kam Tuppy zum Arbeitsdienst, wo er bald schwer verletzt wurde und nicht mehr kriegsdienstfähig war. Er konnte daher schon früh in Wien studieren und hatte bis 1945 bereits fünf Semester absolviert und das Vordiplom gemacht. Die wichtigsten Lehrer damals waren Ernst Späth, dessen ausgezeichnete Experimentalvorlesung auf Tuppy bleibenden Eindruck hinterlassen hat, und später Friedrich Wessely. Die wissenschaftlichen Höhepunkte im Studium waren Alkaloidsynthesen bei Späth.

Cambridge – Insulin

Frederick Sanger, 1950

Frederick Sanger, 1950

 

Veröffentlichung von Tuppy und Sanger über ihre Insulinforschungen, 1951

Veröffentlichung von Tuppy und Sanger über ihre Insulinforschungen, 1951

Hans Tuppy, 1948

Hans Tuppy, 1948

Friedrich Wessely hat den Auslandswunsch von Tuppy sehr gefördert. Er korrespondierte mit Max Perutz, welcher dem erst 25-jährigen Tuppy eine Stelle bei Frederick Sanger in Cambridge vermittelt. Perutz wurde ein guter "väterlicher Freund" von Tuppy.

In Cambridge arbeitete Tuppy an der Insulinsynthese. Das Insulinmolekül konnte gemeinsam mit Sanger aufgebrochen und seine Struktur erforscht werden. Für diesen Erfolg erhielt Sanger 1958 den Nobelpreis. Tuppy war als Sangers Mitarbeiter mit 26 als "Tappy" in Wissenschaftskreisen weltbekannt geworden.

Professor in Wien

Standesblatt der Universität Wien

Standesblatt der Universität Wien

Tuppy bei einer Promotion, 1984

Tuppy bei einer Promotion, 1984

Nach Cambridge ging Tuppy nach Dänemark ans Karlsberg-Laboratorium und kehrte 1951 nach Wien zurück. Er wurde Assistent am II. Chemischen Institut der Universität Wien, habilitierte sich 1956, wurde 1958 außerordentlicher Professor und 1963 Ordinarius am Institut für Biochemie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Tuppy spezialisierte sich wissenschaftlich nie auf ein Thema, sondern bearbeitete immer mehrere Themen gleichzeitig, z.B. Nukleinsäuren, Kohlehydrate, Viren.

Die enzymatische Umwandlung von Blutgruppensubstanzen des ABO-Systems war ein Resultat gemeinsamer Arbeit mit Helmut Schenkel-Brunner, die Entdeckung einer Gruppe von Neuraminsäurederivaten mit antiviraler Wirksamkeit ein Erfolg der Zusammenarbeit mit Peter Meindl.

Wissenschaftspolitische Karriere

Tuppy als Rektor, 1984

Tuppy als Rektor, 1984

 

Tuppy als Wissenschaftsminister (mit Rudolf Kirchschläger), 1987

Tuppy als Wissenschaftsminister (mit Rudolf Kirchschläger), 1987

Verleihung des Ehrendoktortitels der Hochschule für Bodenkultur an Tuppy, 1990

Verleihung des Ehrendoktortitels der Hochschule für Bodenkultur an Tuppy, 1990

Hans Tuppy war an der Formulierung des Forschungsförderungsgesetzes 1981 beteiligt, durch das der Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) entstanden ist. Damals wurde erstmals in Österreich eine reelle Möglichkeit geschaffen, Forschungsgelder durch korrekte Begutachtung und nicht über Beziehungen und politische Kanäle bewilligt zu bekommen. 1974 bis 1982 war Tuppy Präsident des FWF. Tuppy wurde 1970 Dekan der medizinischen Fakultät und 1983 Rektor der Universität Wien.

Zwischen 1987 und 1989 war Tuppy Bundesminister für Wissenschaft und Forschung in der Regierung Vranitzky. Dies war die Krönung und die logische Konsequenz von Tuppys Laufbahn. Allerdings hatte er dieses Amt nur zwei Jahre inne, da ihn politische Gründe zur Rückkehr in seinen wissenschaftlichen Beruf zwangen.

Für sein Werk wurde Tuppy vielfach geehrt: Er erhielt diverse Ehrendoktorate und wurde 1975 mit dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. 2002 erhielt er für sein Lebenswerk den Ludwig Wittgenstein-Preis der Österreichischen Forschungsgemeinschaft etc.

Der "Fast-Nobelpreisträger" und ehemalige Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, Rektor der Universität Wien und Bundesminister ist Biochemiker und Forscher geblieben.