Otto Hittmair

Kindheit, Gymnasium, Studium

Otto Hittmair (2.v.r.), mit Geschwistern

Otto Hittmair (2.v.r.),
mit Geschwistern

Promotion, 1949

Promotion, 1949

Otto Hittmair wurde am 16. März 1924 als zweites von fünf Kindern einer Innsbrucker Gelehrtenfamilie geboren. Sein Vater war Universitätsprofessor für Anglistik, seine Mutter Besitzerin der Innsbrucker Universitätsbuchhandlung. Alle fünf Kinder erwarben akademische Grade. Hittmair verbrachte seine Kindheit, Schul- und Studienzeit in Innsbruck. Er besuchte das Humanistische Gymnasium mit Latein und Griechisch.

Hittmair maturierte 1942 mit Auszeichnung und wurde nach einem Semester Physikstudium zur Wehrmacht eingezogen, wo er bis 1945 in einer Funkkompanie Dienst versah. Nach 1945 kehrte er dann an die Universität Innsbruck zurück.

Basel

Der Bergsteiger, 1995   

Der Bergsteiger, 1995

Arbeit von Markus Fierz, Basel 1950

Arbeit von Markus Fierz,
Basel 1950

Nach der Promotion unter sub auspiciis-Bedingungen geht Hittmair 1950 als unbezahlter Gast zu Markus Fierz an die Universität Basel, um seine Kenntnisse in der Quantenfeldtheorie zu vertiefen. In seiner Freizeit kann der passionierte Bergsteiger hier seinem Hobby nachgehen und besteigt unter anderem das Matterhorn.

Dublin

Arbeit mit Schrödinger, 1951

Arbeit mit Schrödinger, 1951

Registration Card für Irland, 1951

Registration Card für Irland, 1951

Otto Hittmair hatte das Glück, schon zu Beginn seiner Karriere mit Erwin Schrödinger zusammenarbeiten zu können. Schrödinger machte ihm das Angebot, mit ihm gemeinsam das elektromagnetische Feld zusammen mit dem Gravitationsfeld aus einer verallgemeinerten Raummetrik her zu beschreiben (unified field theory). Der endgültige Erfolg blieb ihnen zwar versagt, aber es war ihnen möglich, mathematische Teilerfolge zu veröffentlichen.

MIT, USA

Veröffentlichung in Physical Review, 1952

Veröffentlichung in
Physical Review, 1952

 

Hittmair besuchte im Sommer 1951 als Fulbright-Stipendiat das Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA. Hier traf er den Experimentalphysiker Martin Deutsch, der Kern-Winkelkorrelationen untersuchte und an einer Analyse seiner Ergebnisse interessiert war. Hittmair konnte nun die mathematisch abstrakte Gruppentheorie auf die Richtungskorrelationen zweier aufeinander folgender Strahlungen eines Kerns anwenden, die sich insbesondere auf die Entwicklung der Theorie der Richtungsverteilungen von Kernreaktionen bezogen. Diese Theorie erwies sich als ein sehr weltvolles Instrument, um wichtige Eigenschaften der betreffenden Atomkerne zu ermitteln.

Paris

Studentenausweis Paris, 1953/54

Studentenausweis
Paris, 1953/54

 

Auf Vermittlung des späteren Nobelpreisträgers Alfred Kastler konnte Hittmair 1952 bis 1954 am Institut Poincaré in Paris arbeiten. Dieses Institut war in erster Linie eine Hochburg der Mathematiker. Hier konnte Hittmair die Linie der Winkelkorrelationen bei Kernreaktionen unter Heranziehung des statistischen Kernmodells (Kontinuumstheorie) weiterverfolgen. Während seiner Pariser Zeit habilitierte sich Hittmair an der Innsbrucker Universität für theoretische Physik.

Sydney

St. Andrews College, Hittmair: 2. Reihe, 7. v. l.

St. Andrews College,
Hittmair: 2. Reihe, 7. v. l.

 

bis 1956 bekam Hittmair Gelegenheit, mit dem australischen Kernphysiker Steward Butler in Sydney über sogenannte Deuteron-Stripping-Reaktionen zu arbeiten. In Zusammenarbeit mit Butler verfasste er ein Buch über diese Art von Kernreaktionen: "Nuclear Stripping Reactions", zusammen mit Steward T. Butler, New York, 1957. In Sydney war Hittmair auch Tutor am St. Andrews College der Universität.

Argentinien

Ansicht von Bariloche

Ansicht von Bariloche

 

Die Jahre 1956 und 1957 verbrachte Hittmair großteils in Argentinien, wo seine Aufgabe neben Vortragstätigkeit in Buenos Aires und in San Carlos de Bariloche hauptsächlich darin bestand, in einem Zyklotron gemessene deuteron-induzierte Kernreaktionen zu analysieren.

Österreich, Atominstitut, TU Wien

Grundsteinlegung mit Prof. Gustav Ortner (weißer Hut), 1959

Grundsteinlegung mit Prof. Gustav Ortner (weißer Hut), 1959

 

Asteroid Hittmair, 2001

Asteroid Hittmair, 2001

Hertha Firnberg überreicht Hittmair das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1980

Hertha Firnberg überreicht Hittmair das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich, 1980

Im Mai 1958 kehrte Hittmair nach Österreich zurück, wo er zuerst unter Gustav Ortner am neugeschaffenen Atominstitut Wien arbeitete. Aber schon im Studienjahr 1959/60 übernahm er die Leitung des Institutes für Theoretische Physik der TH Wien.

1963 wurde Hittmair zu dessen Ordinarius ernannt. Fragen der theoretischen Kernphysik, vor allem Kernreaktionen, standen auch nach seiner Rückkehr nach Österreich im Mittelpunkt seiner Arbeit. Hittmair verfasste über 100 wissenschaftliche Arbeiten und einige Lehrbücher, wie z.B.:

  • Lehrbuch der Quantentheorie, 1972
  • Supraleitung, zusammen mit H.W. Weber, 1979
  • Wärmetheorie, zusammen mit G. Adam, 1988

Im Zuge seiner wissenschaftlichen Karriere war Hittmair 1968/1969 Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der TH Wien und 1977-1979 Rektor der nunmehrigen TU Wien. Hittmair erhielt für seine Verdienste die höchste Auszeichnung der TU Wien, die Prechtl-Medaille.

Zeit seines Lebens war Hittmair ein passionierter Bergsteiger. Im September 2003 verunglückte er auf einer Bergtour tödlich. Österreich hat mit ihm einen Wissenschaftler von Weltgeltung verloren.