Alfred Bader

Kindheit in Wien

Praterstraße um 1934

Praterstraße um 1934

Alfred Bader 1937

Alfred Bader 1937

Alfred Bader wurde am 28. April 1924 in Wien geboren. Sein Vater, der zwei Wochen nach seiner Geburt verstarb, stammte aus Mähren, seine Mutter Elisabeth aus Ungarn. Nach dem Tod des Vaters wurde er von seiner Tante Gisela adoptiert.

Emigration – England, Internierung – Kanada

Portrait von Bader im Internierungslager, 1941

Portrait von Bader im
Internierungslager, 1941

Schule im Internierungslager, 1941

Schule im Internierungslager,
1941

1938 stellte England für jüdische Kinder vom Kontinent 10.000 Visa zur Verfügung. Bader konnte/musste/durfte als 16-jähriger in einem Kindertransport emigrieren. Er sollte die meisten seiner Familienangehörigen nie wieder sehen. Seine Tante Gisela wurde in Theresienstadt ermordet, seine Mutter starb 1948 an den Folgen eines Schlaganfalles.

Er lebte in England bei einer Gastfamilie, durfte wieder eine Schule besuchen und lernte die englische Sprache. Aufgrund der guten schulischen Leistungen wurde er im Brighton Technical College aufgenommen. 1940 kam er als "enemy alien" in ein Internierungslager. Es folgte der Transport nach Kanada, wo Bader in einem aufgelassenen Fort an der amerikanischen Grenze interniert war und eine intern organisierte Schule besuchte.

Studium

Studienabschluss an der Queen’s University, 1945

Studienabschluss an der
Queen’s University, 1945

Erstes PhD-Problem an der Harvard University, 1947

Erstes PhD-Problem an der
Harvard University, 1947

1945 bekam Bader in den USA einen Studienplatz für das Fach Chemie-Ingenieurwesen an der Queen's University in Kingston, Ontario.

Dieses Studium finanzierte er sich durch die Arbeit bei der Murphy Paint Co (Lacke, Beschichtungen und Farben) in Montreal. Später stellte ihm die Firma 1800 Dollar zur Verfügung und ermöglichte ihm das Doktorratsstudium an der Harvard University. Pittsburgh Plate Glass Co (PPG) übernahm die Firma, und mit Baders Hilfe spezialisierte sich das Labor auf neue Monomere, die aus billigen Ausgangsstoffen hergestellt wurden. Die wissenschaftliche Literatur beschrieb zu diesem Zeitpunkt, dass diese Vorgangsweise nicht erfolgreich sei, Bader fand aber heraus, dass spezifische Vorgangsweisen doch zum Erfolg führten. Die Verfahren wurden patentiert, und die Firma Johnson Wax zeigte Interesse, das Patent zu kaufen. Bei reiner Kalkulation des Verkaufspreises mit 10.000 Dollar wäre eine betriebswirtschaftlich korrekte Amortisation des Aufwandes gegeben gewesen. Bader empfahl jedoch, den Marktwert auszutesten und eine Million zu verlangen. Johnson Wax rechnete seine geschäftlichen Chancen durch und kaufte zu diesem Preis.

Aldrich Chemical Co., Sigma-Aldrich

Kodak-Werbung

Kodak-Werbung

Aldrichs Antwort auf die Kodak-Werbung

Aldrichs Antwort auf
die Kodak-Werbung

1951 gründete Bader zusammen mit seinem Freund Jack N. Eisendrath und einem Startkapital von 250 Dollar die Firma Aldrich Chemical Company, um Forschungschemikalien in kleinen Mengen zu produzieren und zu verkaufen. Bader schaffte es, die Produktpalette der Firma Aldrich, die 1952 noch 12 Produkte im Angebot hatte, bis 1975 durch den Zusammenschluss mit der Biochemikalienfirma Sigma auf 30.000 Chemikalien ansteigen zu lassen.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Arbeit von Bader und Aldrich ist der Aufbau einer Bibliothek von Chemikalien. Derzeit beinhaltet diese Proben und Informationen über rund 100.000 Chemikalien und chemische Verbindungen.

Abschied von Sigma-Aldrich, 1992

Abschied von
Sigma-Aldrich, 1992

   

Der Kunstsammler

Bader, der Kunstsammler, 2000

Bader der
Kunstsammler, 2000

 

Neben seinen Tätigkeiten als Chemiker und Geschäftsmann hat sich Bader zeit seines Lebens auch immer für Kunst und Kunstgeschichte interessiert und eine der weltweit bedeutendsten privaten Sammlungen von Arbeiten Holländischer Meister aus dem 17. Jahrhundert zusammengetragen. Er versand es auch immer wieder, außergewöhnliche Kunstwerke an Museen – die derartige Summen nicht auf einmal auslegen konnten – weiterzugeben.

Der Mäzen

Isabell und Alfred Bader vor Schloß Herstmonceux, 1992

Isabell und Alfred Bader vor
Schloß Herstmonceux, 1992

 

Bader ist Initiator von vielen Preisen und Stipendien für seine beiden Hauptinteressen Chemie und Kunst. Die Royal Society of Chemistry vergibt einen Alfred Bader- und einen Josef Loschmidt-Preis.

Die spektakulärste Aktion Baders stellt wohl der Kauf des Schlosses von Herstmonceux für die Queen´s University dar. Das Schloss, bis in die späten 1980er Jahre Sitz des königlichen Greenwich Observatoriums, soll nach dem Willen Baders als europäischer Sitz der kanadischen Universität dienen. Im Rahmen eines großen mittelalterlichen Festes zur Eröffnung übergab er der Universität, die ihn seinerzeit als einzige akzeptiert hatte, das Schloss als Zeichen seiner außerordentlichen Dankbarkeit.

Ehrungen

Ehrendoktorat der Glasgow University, 1999

Ehrendoktorat der Glasgow
University, 1999

 

Bader wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt. Er erhielt unter anderem 9 Ehrendoktorate von Universitäten in den USA, Schottland und Tschechien. Die American Chemical Society zeichnete ihn 1998 als "One of the Top 75 Distinguished Contributors to the chemical Enterprise in the Last 75 Years" aus.

Verbundenheit mit Wien

Mit Robert W. Rosner in Wien, 1995

Mit Robert W. Rosner
in Wien, 1995

Joseph Loschmidt

Joseph Loschmidt

Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Dr. Alfred Bader ermöglicht es der ÖAW, den Ignaz L. Lieben-Preis zu reaktivieren und heuer zum ersten Mal neu auszuschreiben. Der älteste Preis der ÖAW, 1863 gestiftet, musste 1937 wegen Verfolgung der Stifterfamilie Lieben eingestellt werden. Der Preis soll auf Wunsch der Stifter an junge WissenschaftlerInnen aus Bosnien-Herzigowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik verliehen werden.

Bader hat, um das Leben und Wirken Loschmidts als Naturwissenschaftler bekannter zu machen, zusammen mit Christian R. Noe einige Arbeiten über Loschmidt veröffentlicht. Des weiteren verdankt ihm Wien das Loschmidt-Symposium, das 1995 stattfand. Die Universität Wien machte Bader zu ihrem Ehrenbürger.

Obwohl ihm und seiner Familie in Wien so übel mitgespielt wurde, hat Bader immer Kontakt zu Wien gehalten. Er fand hier nicht nur Geschäftspartner, sondern auch gute Freunde.